Mit dem eigens geschweißten Trailhardtail im Gmundner Keramik Look hat sich IBC-User mstrchrs seinen Traum vom selbst gebauten Rahmen erfüllt. Das schicke Stahl-Bike katapultiert unseren ehemaligen Kollegen Chris sogleich wieder auf die Startseite. In unzählbaren Stunden mühevoller Handarbeit entstand das traumhaft schöne Hardtail. Ein durchdachter Aufbau rundet das Gesamtkonzept ab. Viel Spaß mit diesem Bike der Woche!
Dank bike-components als Sponsor gibt’s auch für dieses Bike der Woche einen Gutschein für bike-components.de im Wert von 50 €. Viel Spaß damit! Außerdem qualifiziert sich jedes Bike der Woche für den großen Jahresgewinn am Ende der Saison.
Bike der Woche powered by bike-components
Christoph Spath Gmundner Keramik 2023, mstrchrs
MTB-News.de: Servus Chris, schön mal wieder von dir zu hören – doppelt schön, dass du so ein grandioses Bike mitgebracht hast! Wie ist es zu deinem Bike gekommen, das wir heute als Bike der Woche vorstellen?
2020 habe ich mir ein Schweißgerät gekauft, da sollte es endlich in die Umsetzung gehen, mit dem Projekt Rahmenbau. Das schwebte mir schon länger vor: Berufskrankheit Technik-Redakteur – man fährt viel, findet viel gut, aber auch einiges nicht so gut. Man entwickelt eigene Ideen, möchte ausprobieren – aber da gehe ich mal noch nicht zu tief ins Detail. ;-)
Erst mal ging es mir darum, das Fertigungsverfahren zu lernen und keine zu komplexen Aufbauten zu machen. Mein erster Rahmen (noch nicht der Öffentlichkeit präsentiert) ist ein Gravel Bike. Danach sollte ein Hardtail kommen, denn in den letzten zwei Jahren bin ich extrem viele verschiedene Hardtails gefahren und habe einen Großteil meiner Ausfahrten auf dem Hardtail gemacht.
Für die Radlastverteilung habe ich Ideen und Erfahrungswerte, was für mich gut funktioniert. Das habe ich an den ganzen Hardtails, die ich gefahren bin, natürlich beobachtet und meine Schlüsse daraus gezogen. Andere Parameter waren an den Testrädern sehr unterschiedlich und ich musste für meine Wunschgeo so herauskristallisieren, was mir gefällt und was nicht.
Grundsätzlich bin ich ein Fan von kompakten Geometrien – bei meiner Körpergröße von 1,90 m bedeutet das für mich einen Reach-Bereich zwischen 485 und 500 mm. Beim Lenkwinkel habe ich mich auf 65° eingeschossen, Stack gerne hoch! Die Hinterbaulänge ergibt sich dann für mich. Für mich eine gute Möglichkeit noch ein bisschen herumzutesten, war ein exzentrisches Tretlager. Meinen gewählten BB-Drop habe ich auf die 12 Uhr Stellung gesetzt, damit ich mit Tretlagerhöhe und Radlastverteilung noch etwas spielen kann.
Effektiv rollt das Rad noch gar nicht so lange. Ich habe Ende März angefangen, den Rahmen zu schweißen. Ich arbeite beim Gehren der Rohre größtenteils manuell, also mit Schablone und Feile, anstatt mit Maschinen. Dauert also immer ein bisschen. Dann gilt es natürlich viele Dinge auszubalancieren, weswegen ich oft nach dem Job noch abends in die Werkstatt gehe. Meistens bin ich dann so im Flow, dass ich gegen halb 12, teilweise halb 1 Uhr nachts das erste Mal wieder auf die Uhr schaue. In solchen Abend-Sessions habe ich den Rahmen dann Stück für Stück vorbereitet und gebaut.
Der letzte Tag war dann Ende Mai – so gegen 22 Uhr war ich mit dem Hinterbau richten fertig und hatte die letzten Verbindungen geschweißt/gelötet. Stolz wie Bolle, wollte ich mal einen frühen Feierabend machen, als mir aufgefallen ist, dass ich die Anlöter am Hinterbau vergessen hatte. Also wieder losgelegt und weiter gelötet – eine weitere lange Nacht.
Aufgrund der hohen Temperaturen und dieser Eurobike, hat sich das Lackieren noch etwas gezogen. Die Idee, den Rahmen im Stil der Gmundner Keramik von Hand zu bemalen, ist gekoppelt an das Lack-Design des Gravel-Rahmens (Kleiner Teaser: Irgendwas muss ja noch drauf, auf so einen Teller.), meine Wurzeln in Oberösterreich und das nicht perfekte, handgemachte, eines solchen Unikats.
Nachdem der Rahmen (und das Casting) getrocknet waren, habe ich direkt in der nächsten freien Minute mein bc Podsol auseinandergerissen und die Teile auf den neuen Rahmen umgezogen.
Worauf hast du beim Aufbau deines Bikes besonders geachtet?
Wichtig war mir ein möglichst cleaner Look. Meine aktuellen Bikes und die letzten Räder, die ich so hatte, waren oft ohne große, auffällige Logos. Die Decals, die sich entfernen lassen, werden meistens direkt entfernt. Das gefällt mir besser – macht ein Rad in meinen Augen weniger laut und protzig. Insofern wollte ich auch eine Gabel, die ins Erscheinungsbild passt – die habe ich also auch geschliffen und lackiert.
Keine Frage war für mich die Auswahl der Gabel. Ich hatte dieses Exemplar nach meinem Test (Fox 34 Grip 2-Test) gekauft und bleibe weiterhin bei meiner Aussage: Aktuell die beste Trail-Gabel, die man kaufen kann.
Etwas mehr habe ich über den Antrieb nachgedacht. Ich bin am Podsol ein 1 x 11; 34/11-42 Setup gefahren. Mein Jibb läuft auf 1 x 12; 34/10-45 – entsprechend habe ich aktuell einen Wildwuchs an Freilaufkörpern an meinen Laufrädern und keine klare Direktion. Ich wollte zudem etwa in dem Entfaltungsbereich bleiben, den die beiden anderen Räder haben. Die Neugier hat mich dann zur Shimano XT Linkglide gebracht.
Die große 11-50er Kassette musste natürlich mit einem passenden Kettenblatt gekontert werden: 36 Zähne bitte schön! Das war eher ein Zufallskauf – durch ein Rabbithole bin ich bei Straitline Components gelandet und habe gesehen, dass sie schließen müssen. Da Straitline für mich eine Marke ist, mit der ich die Verbreitung des Freeride-Sports stark verbinde und ich immer mal Teile von ihnen wollte, habe ich mir dann im Abverkauf noch ein paar Kettenblätter und einen Direct-Mount-Vorbau gekauft.
Die XTR-Kurbel aus der 790er-Serie wollte ich immer mal haben. Ist echt schwierig, welche zu bekommen, hatte aber Glück auf Kleinanzeigen und habe direkt zugeschlagen. Mal sehen, wie lange das Teil hält.
Absoluter No-Brainer für mich: Laufräder und Cockpit. Den bc Loamer (Test) habe ich auch zu MTBN-Zeiten schon getestet und für gut befunden. Dazu sollte man vielleicht auch erwähnen, dass ich in diese Richtung auch beruflich bei bc unterwegs bin, auch der Transparenz wegen, was die Teilwahl angeht.
Ebenso No-Brainer und ein Stück weit beruflich bedingt: Das Levelnine-Cockpit. Nachdem ich mir in Taiwan die Fertigung anschauen konnte und im Testlabor gesehen habe, wie dort getestet wird, habe ich sehr großes Vertrauen in die Teile. Da mir ein gewisser Flex wichtig ist, fahre ich den 31,8er-Lenker.
Spannend wird es noch mal bei den Reifen. Ich denke, der Klassiker hier ist eher: kleiner Federweg, dicke Reifen – bei mir auch immer so gewesen früher. Nachdem ich mit meinen beiden wunderbaren Ex-Kollegen Tobi und Gabi aber auch öfter mal XC-Bikes getestet habe und gezwungenermaßen nur einen Hauch von Profil für die gleichen Trails hatte, die ich sonst mit dicken Pneus gefahren bin, habe ich angefangen, weniger potente Reifen aufzuziehen. Macht bergauf einfach mehr Spaß und ich fahre gerne bergauf. Bergab muss man im Grenzbereich in Kurven und auf der Bremse etwas mehr aufpassen, aber die Trails und den Speed den ich fahre, verkraftet die Kombi aus Dissector und Rekon locker. In Summe machen mir die „kleineren“ Reifen bergab auch mehr Spaß.
Wie geht es mit deinem Bike weiter?
Ich denke, ein Singlespeed-Aufbau wird demnächst mal ausprobiert. Das wird noch mal ’ne ganz andere Herausforderung bergauf, ist aber auch deutlich einfacher und reduzierter – optisch und funktionell. Ansonsten bin ich happy mit dem Rad und werde die Verstellmöglichkeiten mal gut durchtesten.


Welchen Einsatzbereich hat das Bike?
Trails! Seit ich in Aachen wohne, fahre ich extrem viel Hardtail. Die Trails, die ich hier primär fahre, sind wenig befahren und nicht stark ausgefahren. Da steht mein Raaw Jibb (Test) die meiste Zeit rum. Wenn ich nicht explizit in den Bike-Urlaub fahre, nehme ich auch ganz gerne das Hardtail mit. Ist ein guter Allrounder, auf rumpeligen Trails ist es natürlich anstrengender als ein Fully, aber man kommt schon gut voran. Mit der Family mal eine größere Tour, primär mit Asphalt-Anteil, geht aber auch gut.
Was wiegt das Bike?
Weiß ich nicht, ist mir aber auch nicht wichtig. Ist mit Linkglide, Stahlrahmen und Insert im Hinterreifen aber auch nicht auf Leichtbau getrimmt. ;-)
Was ist dein persönliches Highlight an deinem Bike der Woche?
Natürlich der Rahmen, die geilen Paragon-Ausfallenden und Bremsaufnahme, das geile Yoke von Cobra Framebuilding und die paar cm Schweißnähte, die mir richtig gut gelungen sind. Ist für mich schon ein extrem besonderes Gefühl, aus so einem Haufen Rohren etwas zu erschaffen, womit man super viel Spaß haben kann. Als ich das Rad zum ersten Mal gefahren bin und geschaut habe, ob es freihändig fahren kann (kann es) – da komme ich aus dem Grinsen gar nicht mehr raus. Ich liebe Handarbeit und finde es unglaublich erfüllend, so ein Projekt durchzuführen, abzuschließen und am Ende ein geiles Ergebnis da stehen zu haben.
Wie fährt sich das Rad?
Das Rad fährt sich ziemlich genau so, wie ich es mir erhofft hatte. Steh- und Sitzposition passen, es ist angenehmer im Flex als die Alu-Rahmen, die ich bisher gefahren bin. Bergauf geht es flott, weil man irgendwann einfach das dicke Kettenblatt durchdrücken muss. Der Sitzwinkel am Hardtail muss nicht super steil sein, weil er dynamisch nur steiler werden kann. Da passen die 75° sehr gut. Bergab konnte ich schon wieder ganz gut an den Speed anknüpfen, den meine Mitfahrer so fahren. Das ist für mich ein guter Indikator, dass ich mich wohlfühle, weil die Jungs echt flott sind.
Die Kurbelarmlänge ist etwas ambitioniert mit dem BB-Drop, den ich aktuell gewählt habe – vor allem, wenn ich noch weiter absenken möchte. Aber das lässt sich mit einer kürzeren Kurbel ja leicht korrigieren.
Die Bremsanlage ist bewusst etwas unterdimensioniert, aber ich bin auch nicht super schwer. Sobald man sich darauf eingeschossen hat, dass man nicht die Vierkolben-Power mit großen Scheiben hat (meistens nach der ersten Kurve), geht’s eigentlich gut dahin. Ich fahre vor allem sehr steile Trails, die aber nicht super eng und hakelig sind. Also ohne Umsetzen gut fahrbares Zeug. Da ist Dosierbarkeit für mich wichtiger als absolute Bremspower.

Wie bist du zum Mountainbiken gekommen?
Ich fahre seit Ewigkeiten Fahrrad und seit ich 13 bin Mountainbike, da ich aus einer Sport- und Berg-affinen Familie komme. Mein Vater hat mich schon früh am Gardasee mit in die Berge genommen. Irgendwann bin ich dann nicht mehr mit ihm die Schotterwege runtergefahren, sondern habe mich an die Trails gewagt.
So wuchs das Interesse am Radfahren immer weiter und inzwischen arbeite ich schon ein paar Jahre in der Fahrrad-Welt. Nach dem klassischen Start im Bike-Shop, bin ich inzwischen bei bc in Aachen gelandet.
Mountainbiken als Lifestyle / die Industrie – deine Sicht.
Da mich das Mountainbiken immer mit begleitet und mir extrem viele gute Zeiten beschert hat, viele Freundschaften und Erlebnisse eröffnet und ermöglicht hat, hat das Rad in meinem Leben schon einen ziemlichen Symbolcharakter. Die Verknüpfung mit dem Beruf macht das noch mal intensiver. Anknüpfend an Mr T würde ich aber auch sagen, dass mich das Radfahren nicht definiert. (Danke für den Gedankenimpuls an dieser Stelle.) Das Radfahren war für vieles das verbindende Element. Meine Person und mein Charakter sind dann aber das, warum Freundschaften entstehen oder Erlebnisse besonders werden.
Durch die Arbeit in der Industrie stumpft man meiner Meinung nach etwas ab, was die jüngsten Trends und Entwicklungen angeht. Je länger man dabei ist, desto öfter hört und liest man gewisse Phrasen, sieht Dinge kommen und gehen. Für mich ist zwischenzeitlich ein gesunder Pragmatismus wichtig und macht ein gutes Produkt aus. Den Bedarf, immer den Hottest-New-Shit zu fahren, verspüre ich nicht mehr so, wie es schon mal war. Ungebremst in der Neugierde sind aber Reifen und Suspension. Da teste ich weiterhin gerne und probiere viel rum.
Du und die Internet Bike Community – wann und wie bist du zu uns gekommen und was verbindest du mit der IBC?
13 Jahre bin ich jetzt schon dabei. Die Zeit verfliegt! Als Teenager hatte ich nicht die Kohle, um mir schlechte Entscheidungen leisten zu können und habe mich dann bei meinem ersten Reifenupgrade an meinem YT Play ziemlich tief ins Forum reingelesen.
Ich war immer so semi-aktiv, habe viel gelesen, bisschen gepöbelt – aber vor allem viel gelesen. War dann aber im DH-Tippspiel erfolgreich, habe dadurch Maxi kennengelernt und er hat mir die Brücke zu Jens gebaut. Ein paar Monate später saß ich – ziemlich grün hinter den Ohren – mit Thomas und dir, Sebastian, in einem Flieger, um vom Sea Otter Festival News mitzubringen.
Seitdem ich nicht mehr für MTBN schreibe, bin ich wieder zurück zum ursprünglichen Modus gekehrt, minus das pöbeln. :D
Technische Daten: Christoph Spath / Gmundner Keramik / 2023
Rahmen: Eigenbau Hardtail Rahmen, Größe XL
Gabel: Fox 34 Grip2 Factory, 140 mm
Dämpfer: immer im Partymodus
Steuersatz: Cane Creek 40
Bremsen: Shimano XTR M9100, 180 mm/160 mm
Vorbau: Levelnine MTB 31,8 mm, 40 mm Länge
Lenker: Levelnine MTB 31,8 mm, 35 mm Rise, 760 mm Breite
Griffe: Renthal Push On, super tacky
Felgen: bc original Loamer MK2
Naben: bc original Loamer MK2
Reifen: Maxxis Dissector / Maxxis Rekon, beide 3C MaxxTerra
Kurbel + Innenlager: Shimano XTR M790, 175 mm
Kettenblatt / Kettenblätter: Straitline Components, 36z
Schalthebel: Shimano XT Linkglide
Schaltwerk: Shimano XT Linkglide
Pedale: bc basic Flatpedals
Kette: Shimano XT Linkglide
Kassette: Shimano XT Linkglide 11-50
Sattel: Specialized Phenom Expert
Sattelstütze: Fox Transfer 200 mm
Sattelklemme: Wolftooth 34,9 mm
Sonstiges: Exzenter Tretlager von First Components
Über das Bike der Woche
Ihr habt auch ein Bike, das sich bestens in die ehrenhafte Riege der „Bikes der Woche“ einfügen kann? Dann lest euch die Regeln für folgendes Album durch und ladet ein Bild in selbiges hoch. Viel Erfolg! Die Regeln: So wird dein Bike „Bike der Woche powered by bike-components“
Das Album findet ihr hier: mtb-news.de/s/55943.
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